Überzocken lohnt sich nicht!

Erlebnisbericht von den Ironman-Europameisterschaften vom 6. Juli 2014 in Frankfurt

von Thomas Baumgartner

Im Sommer 2010 habe ich in Zürich meinen 1. Ironman absolviert. Mein Motto damals lautete – Hauptsache gut durchkommen! Mit einer Schlusszeit von 11:22 ist dies auch gut gelungen.

Für meinen 2. Ironman habe ich mir jedoch viel vorgenommen. Mit einer Velorundfahrt im Februar in Thailand und einem zweiwöchigen Trainingslager in Andalusien bereitete ich mich intensiv auf diesen Anlass vor. Die Trainingspläne habe ich von 2Peak – einem sehr flexiblen, preiswerten und dynamischen online-Trainingsprogramm, welches meine Bedürfnisse vollumfänglich erfüllt. In der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung hat mir Eva Schwank für das Carboloading noch einen detaillierten Ernährungsplan erstellt. Ich bin also top vorbereitet und motiviert nach Frankfurt gereist und habe mir zum Ziel gesetzt, deutlich unter 11h zu ‚finishen‘.

SchwimmausstiegKurz nach Sonnenaufgang und dem Abspielen der deutschen Nationalhymne erfolgte der Startschuss. Das Schwimmen im Langener-Baggersee, etwa ca 12km ausserhalb von Frankfurt, verlief ungefähr wie ich es geplant hatte. Die Rangeleien bei den Bojen gehören einfach dazu,  aber nach ca. 400m bin ich in eine ‚Waschmaschine‘ geraten, welche mich stark aus dem Rhythmus geworfen hat. Angenehm empfand ich, dass es nach rund 2km einen kurzen ‚Landgang‘ gab. Dieser erlaubte es, die Arme etwas durchzuschütteln und den Körper für eine kurze Zeit wieder in der Aufrechten zu halten. Da ich in der Regel nur 1x in der Woche ein Schwimmtraining absolviere, bin ich mit der erzielten Schwimmzeit von 1:12 zufrieden.
Auf dem Rad geht es zuerst Richtung Frankfurter Innenstadt. Die Strecke führt leicht abwärts, was einen guten Start für die 180km ermöglicht. Von der Innenstadt mit den modernen Hochhäusern führt der Parcours durch das Hinterland von Frankfurt. Zwei abwechslungsreiche Runden à 85km, inklusive zwei kurzen Passagen mit Pavé Belägen, sind zu absolvieren.

BikePro Runde sind mit einigen kurzen Anstiegen über 500 Höhenmeter zu absolvieren. Schon nach wenigen Kilometern habe ich gespürt, dass ich an diesem Tag über sehr gute Beine verfüge. Dank einem leichten Rückenwind erschien eine Zeit von 5 Stunden plötzlich im Rahmen des Möglichen. Aber wie so üblich, wird der Rückenwind auf dem Retourweg zum Gegenwind. Vor allem in der 2. Runde
musste man richtig arbeiten, um das Tempo gegen den Wind auch bergab zu halten. Die erzielte Schlusszeit von 5:09 ist zwar toll, aber bekanntlich ist der Triathlon erst nach dem Laufen zu Ende.

Die Retourkutsche für diesen Effort kam schon auf den ersten Laufmetern. Noch nie hatte ich solche Schwierigkeiten, in einen flüssigen Schritt zu gelangen. Dazu kam, dass es am Nachmittag viel wärmer war, als am Morgen angekündigt.  Schon von Beginn weg war der Marathon ein harter Kampf – vor allem mental. Die Hitze hat viele Wettkämpfer dazu gezwungen, nur noch zu gehen. Ich habe mir jedoch den Vorsatz genommen, dies nicht zu tun. Die Gefahr, dass man immer längere Abschnitte marschiert anstatt zu laufen ist mir zu gross. Der Marathon wird noch viel länger als er bereits ist und ein ‚Rennen‘ ‚gehend‘ zu absolvieren ist keine Option für mich. So habe ich mir vorgenommen, lediglich in den Verpflegungszonen zu gehen und dazwischen immer zu laufen. Diesen Vorsatz habe ich bis zum Schluss durchgehalten. Allerdings habe ich mir in den Verpflegungszonen sehr viel Zeit gelassen. Nebst der Verpflegung habe ich mich immer mit Wasser übergossen. Bei Temperaturen von über 30 Grad hat dies zumindest kurzfristig für Abkühlung gesorgt. Ab zirka der Hälfte des Marathons haben dann auch noch die Füsse geschmerzt. Jeder Schritt tat weh. Durch das Wasser haben sich die Füsse aufgeweicht und ich habe grosse und schmerzhafte Blasen bekommen.

Schmerz vergeht – Stolz bleibtJetzt war die Unterstützung der Familie enorm wertvoll. Ohne diese, wäre ich wohl nicht ins Ziel gekommen!

Nach 10:44 kam endlich der ersehnte Zieleinlauf auf der ‚Road to Kona‘ wie die letzten 200 Meter zum Römerberg genannt werden. In der Altstadt von Frankfurt säumen zehntausende von Zuschauern den Zieleinlauf – links und rechts stehen hohe Tribünen. Eine einmalige Stimmung trägt einen ins Ziel und all der Schmerz und das Leiden ist vergessen!

Insgesamt bin ich mit der Gesamtzeit zufrieden – mit einer besseren Renneinteilung, wäre jedoch noch eine bessere Zeit möglich gewesen. Aber eben – ‚überzocken lohnt sich nicht!‘

 

Hier noch einige Informationen/Impressionen zu den übrigen TRIAMT-Mitgliedern:

Manfred Hefti: Männi hat in der AK 60-64 mit 10:50 und grossem Abstand zu dem 2. Platzierten den Europameister-Titel erreicht und fährt dieses Jahr wieder nach Kona – es ist bereits sein 13. Start in Hawaii! Herzliche Gratulation!  – Auszug aus seinem Rennbericht in Facebook: ‚Schwierig war vor allem der heftige Gegenwind auf den letzten 30km der 2. Runde. Auch ich hab da für einen guten Bike-Split zu viel Körner gebraucht und musste auf der 2. Hälfte des Marathon noch arg dafür büssen… aber glücklich und zufrieden mit dem Tag.‘

Reto Fröhli: Mit einer sensationellen Zeit von knapp unter 9 Stunden hat Reto in seiner AK 25-29 den 6. Rang erzielt und sich damit einen Startplatz für Kona gesichert! Super Ergebnis – wir freuen uns auf mehr Spitzen-Resultate, Reto!

Daniel Keller: Ausgerüstet mit Top-Material und dank der guten Vorbereitung und Betreuung von seinem Coach Kurt Müller  konnte sich Dani mit einer Zeit von 12:48 gegenüber seinem 1. Ironman vom letzten Jahr in Kärnten um 7 min. verbessern und hat auch mit dem 149. Rang eine bessere Rangierung erzielt als bei seinem ersten Ironman Start. Im Artikel vom Anzeiger Bezirk Affoltern (Ausgabe vom 11. Juli) ist ein ausführlicher Rennbericht über ihn zu lesen.

Thomas Baumgartner

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